bahnhof zoo



räumliche Musik für einen Bahnhof
für Trompete, Altsaxophon, Tenorsaxophon, Posaune
im Zwischengeschoss des Bahnhofs Zoo Berlin.

Berlin, März 1997.

UA 25.3.1997, 17h30; weitere Aufführungen: 25.3.1997, 20h; 20.01.1998, 25.01.1998.
Es spielten: Andrea Neumann, Trompete; Niklas Mascher, Altsaxophon; Stephan Hinze, Tenorsaxophon; Tobias Fasshauer, Posaune.
PARTITUR auf Anfrage erhältlich!

Jede Phrase auf einen langen Atem. Lautstärken, Phrasierungen, Dauern sind frei. Die Phrasen (relativ) gemeinsam; die Einsatzfolge ist frei.
"Takt"-Dauern sollen zwischen 15" und 40" variieren; "Takt" 21 zwischen 1‘20" und 2‘40". Duos (as/ts bei 7/8, tp/as bei 21, ts/tb bei 21) aufeinander bezogen.
Die Ausführenden befinden sich an unterschiedlichen Punkten des Raumes – das Zwischengeschoss des Bahnhofs Zoo, Berlin; langsame Bewegungen/ Positionswechsel sind möglich.


langgehaltene töne durchdringen das netz der bahnhofsgeräusche, stellen räumliche beziehungen her, strukturieren den raum, machen ihn akustisch erfahrbar. die zuhörenden können sich durch den klingenden raum bewegen, den klang durch ihre eigene position verändern.
das tonmaterial sind transkriptionen des fahrplans des bahnhofs zoo.
der bahnhof ist umschlagplatz von bewegung, funktionaler ort von ankommen und abreisen, knotenpunkt von unzähligen individuellen bewegungsrichtungen, die zu kollektiven bewegungssträngen gebündelt werden: von s-bahn zu u-bahn zum zug… in den nischen treffen sich die underdogs, die an die wände gespülten, deren begegnungen sich in bewegung befinden, weil sie sonst keinen ort haben. die bewegungen haben klänge, schritte, stimmen…, die sich vielschichtig durchdringen und verschmelzen, kontrapunktik schon in sich, wiederum kontrapunkt zu den langen bläsertönen. anders als herkömmliche strassenmusik spielen die bläser an einem ort des dazwischen; im raum verteilt gibt es keinen objektiven standpunkt des hörens, vielmehr ein hören in der bewegung. der zuhörende hat die wahl, entweder stehenzubleiben und so den raum in beziehung zum selbstgewählten standpunkt wahrzunehmen; oder aber sich bewegend die räumlichkeit in veränderung zu erleben; oder in der zielgerichteten bewegung von u-bahn zum bahnsteig, vom zug zum taxi, wenn auch nur kurz, den zwischenort zu sehen.
zwischen dem tempo des bahnhofs und dem langsamen zeitmass der bläser öffnet sich ein wahrnehmungsraum, der entfernt und ankommt.


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