Tom Johnson
Riemannoper


Konzerthaus Berlin Musikclub 2001/2002

Premiere: 24.Februar 2001
Derniere: 12.Januar 2002

Regie: Christian Kesten
Musikalische Leitung/Klavier: Henrik Kairies
Ausstattung: Dorothee Scheiffarth

mit:
Alenka Genzel, Primadonna assoluta
Barbara Thun, Primadonna
Alwin Kölblinger, Lyrischer Tenor
Frank Matthias, Bariton

Emmett Williams, Leitmotiv: Geist Hugo Riemanns



"…vielleicht entsteht eben aus diesem automatisierten, subjektlosen Schweben zwischen bedeutungsmäßiger Leere und Möglichkeiten der Projektion die kaum zu erklärende Schönheit dieser Oper. Johnsons Musik hat, bei extrem reduziertem Tonmaterial und statischer Harmonik, genau wie der Text etwas Sekundäres, konzeptuell Vermitteltes, meldet aber gleichzeitig in dem heftigen, üppigen Gestus zudem ein naives, primäres Ausdrucksbedürfnis an. Das Parodistische dabei, der reduzierende Griff nach Modellen der Operntradition, erscheint eingefroren und stilisiert in den Wiederholungsmustern, die nicht verzaubern, sondern vorführen wollen, auf welche Art die Zeit vergeht.
Im Musikclub des Konzerthauses geschieht das sehr kurzweilig. Präzise und ohne die Spekulation auf schnelle Lacher öffnen der Regisseur Christian Kesten und seine Mitspieler den Blick in die Welt der Menschen in der Oper, die das Stück so hartnäckig und wortreich vielsagend mit seinen musikwissenschaftlichen Definitionen verschweigt. Eine Primadonna, der noch eine Primadonna assoluta vor die Nase gesetzt wird, ein Tenor und ein Bariton in ewigem Wettstreit anfeuernd, begleitet nur von einem Klavier - es ist genug, um all das anzudeuten, von dem im Riemann-Lexikon eben nicht die Rede ist, das Spiel der Leidenschaften, den Ursprung der gefühlsbeseelten Formen. Daß dies gleichwohl nur angedeutet bleibt und nicht etwa als Enthüllung vulgär hinausposaunt wird, entspricht dem ironischen Geist dieses Werkes. Er wird auch dadurch mit Leben erfüllt, daß die trockenen Texte nicht nur durchweg schön gesungen werden, sondern jenseits aller Worte in Alenka Genzels Primadonna assoluta geradezu betörende Zauberkraft entfalten.”

MARTIN WILKENING, "Jenseits der Worte”, F.A.Z. 27.02.2001

"Links eine kleine Küche, rechts ahnt man ein Badezimmer. Dazwischen fünf weiß bespannte Hocker. Ein recht karges Ambiente … Trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, was aus den trockenen Texten gemacht werden kann. Eintönig wird es nie. Das liegt nicht zuletzt daran, dass am Flügel Henrik Kairies quicklebendig und präzis in die Tasten greift.
Abwechslungsreichtum in der Gestaltung der zwei Kurzakte … hat auch Regisseur Christian Kesten aufgeboten. Dass beim ‘Leitmotiv’ mehrmals plötzlich Emmett Williams wie aus einem Hitchcock-Film entsprungen als Hugo Riemann herumgeistert, bei der ‘Gleichnisarie’ symbolträchtig ein Schwan erscheint, sind zwei Extra-Überraschungscoups. …
Alenka Genzel, Barbara M.Thun, Alwin Kölblinger und Frank Matthias singen … mitreißend. Ein ausgezeichnetes komödiantisches Team.”
BERLINER MORGENPOST 26.02.2001

Emmett Williams (Foto: Norma Mack)


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